Montag, 17. September 2018

Tag 34: Saint-Brevin-les-Pins nach Nantes

Saint-Brevin-les-Pins nach Nantes:

Heute ging ich in die letzte Runde meiner Radtour.

Ich startete relativ spät um 8 Uhr 12. Das lag am späten Frühstück. Immerhin konnte ich mir ein Frühstück um 7 Uhr 30 aushandeln, eigentlich war das Frühstück erst mit 8 Uhr vorgesehen. Mein heutiges Frühstück war recht gut. Es gab weiße Weckerln, Toastbrot, Butter, aufgeschnittenen Käse, aufgeschnittenen Schinken, Marmelade, Kaffee war grauenhaft, Orangensaft, Wasser, dazu Joghurt natur! Und Teller gab es auch :-)

Blauer Himmel, Sonnenschein. Über dem Wasser hing leichter Dunst. Die Temperatur lag bei 8 °C. Diese großen Gegensätze zwischen den Nachttemperaturen bzw. Morgentemperaturen und den Tageshöchstwerten fielen mir schon auf, als ich noch die Kanäle entlang fuhr. Je weiter ich nach Westen kam, desto größer war der Temperaturunterschied. Solche großen Unterschiede hab ich bei uns noch nie erlebt.

Meinen Weg zurück zum EuroVelo 6 kannte ich schon von gestern, als ich zu Fuß unterwegs war. Ich fuhr heute mit dem Rad genau die gleiche Strecke und kam wieder beim Kilometer Null des EuroVelo 6 vorbei.

Ein letzter Blick auf den Atlantik -

Au revoir Atlantique! Au revoir Serpent d'Océan!




Und nun machte ich mich auf den Rückweg über den EuroVelo 6 Richtung Nantes. Auf dem ufernahen Sandabschnitt zwischen Saint-Brevin und Corsept lag Nebel über der Loire. Ich hatte teilweise Mühe, meinen Weg zu sehen!





Kurz nach Palmboeuf fuhr ich wieder den Canal Maritime entlang, den ich von meiner Hinfahrt her noch kannte. Und hier traute ich auf einmal meinen Augen nicht! Wer kam mir entgegen? Die Neuseeländerin! "Another crazy lady"! Das führte natürlich wieder zu einem Tratsch am Wegesrand. Sie hatte vor ein paar Tagen ein Missgeschick - sie wurde am Kopf von einer Hummel gestochen, musste daher zum Arzt. Heute war sie auf ihrer letzten Etappe zum Atlantik! Sie ist den ganzen EuroVelo 6 gefahren - von Constanta bis zum Atlantik. Ihr fehlten noch 40 km, als wir uns heute trafen. Ihr Kilometerstand lag irgendwo bei 4.900 km.


Ich hab mich richtig gefreut, dass ich sie doch noch einmal vor Ende meiner Tor getroffen habe!

Um 12 Uhr erreichte ich Nantes, suchte mir ein Lokal und fand ein ganz winziges Restaurant am Wegesrand. Die Preise waren recht hoch, daher bestellte ich mir wie gewohnt ein Menü, das war preislich noch akzeptabel. Das Fleisch war zäh, die Kartoffeln waren gut. Der Kaffee war auch gut. Ich hab in Frankreich schon deutlich besser gegessen!

Anschließend fuhr ich noch einmal zum Bahnhof, um mir die Zugänge zu den Bahnsteigen noch einmal anzuschauen. Welches nun morgen mein Bahnsteig sein wird, konnte ich allerdings nicht herausfinden. Die Bahnsteige werden erst in der Früh festgelegt. Somit werde ich morgen um 7 Uhr zum Bahnhof fahren, um rechtzeitig mein richtiges Gleis zu finden und noch Zeit zum Falten meines Fahrrades zu haben. Ich hab gestern schon Fahrradfalten geübt!

Um 15 Uhr 30 war ich bei meinem Hotel.

Somit hab ich das Ende meiner Radtour erreicht. Ich bin mit dem Rad bis zum Atlantik gefahren und nun noch eine letzte Etappe vom Atlantik nach Nantes gefahren, um hier in den Zug einzusteigen. Mein Ticket hab ich mir online gekauft, morgen Früh um 8 Uhr 03 geht mein Zug. Ich fahre mit dem TGV von Nantes nach Strasbourg, dann mit dem TGV von Strasbourg nach Frankfurt und zuletzt mit dem ICE von Frankfurt nach Wien. Ich komme somit morgen um 23 Uhr 09 in Wien an, sofern ich es schaffe, morgen mit gefaltetem Rad in den TGV einzusteigen, und sofern ich keinen Zug verpasse :-)


Mittagessen: winziges Restaurant am Stadtrand von Nantes, gehobene Preisklasse. Wie gewohnt bestellte ich mir ein Menü, das war preislich noch akzeptabel. Das Fleisch war zäh, die Kartoffeln waren gut. Der Kaffee war auch gut.
Übernachtung: Apart'City - ein Selbstversorger-Appartement, bei dem man Frühstück dazubestellen kann; nahe am Bahnhof (SEHR WICHTIG für morgen!); großes Zimmer mit Küchenzeile, großes Badezimmer; kein Föhn vorhanden; WLAN stürzt im Minutentakt ab. Preis ist akzeptabel. Frühstück werde ich auslassen, da ich morgenn um 7 Uhr zum Bahnhof fahren möchte.
Abendessen: in einem netten kleinen Lokal in der Nähe - gutes Essen, auch preiswert.

Gesamtstrecke 72,14 km
Zeit in Bewegung 4 h 23'
Gesamtzeit 7 h 20'
Temperatur vormittags zwischen 16 und 20 °C (in der Früh 8 °C), nachmittags bis 31 °C
Anfangs KEIN Wind, im Laufe des Vormittags kam ein leichter Wind aus S auf. Strahlender Sonnenschein, in der Früh leichter Nebel.

Summe aller Steigungen: 144 m
Höhe Saint-Brevin-les-Pins: 10 m ü NHN
Höhe Nantes: 9 m ü NHN


Insgesamt bin ich
2709,02 km 

seit Wien gefahren! Genauere Statistiken sind unter dem Link "statistische Daten" zu finden.



Ein kurzes Resumée:

It's a long long way ...

Ein langer Weg, der sich in jeder Hinsicht gelohnt hat. In den ersten Tagen hat ein Radfahrer zu mir gesagt: "Mit dem Rad ist man schnell genug, um weiterzukommen, aber langsam genug, um sich etwas anschauen zu können." Und genau diese Aussage kann ich voll und ganz bestätigen.

Es war eine ganz außergewöhnliche und eine sehr sehr schöne Radtour. Ich kann kaum in Worte fassen oder gar in einem Satz beschreiben, was ich erlebt habe und welche Eindrücke diese Tour bei mir hinterlassen hat. Die Tour war wunderschön, interessant, spannend, aber auch strapaziös. Eine Portion "crazy" gehört sicherlich auch dazu, um so eine Tour überhaupt in Erwägung zu ziehen. Die 70 jährige Neuseeländerin, die ich an meinem Tag 3 kennen gelernt habe und auf meiner letzten Etappe wieder getroffen habe, hat es so treffend ausgedrückt: "another crazy lady", die sich so ein Vorhaben in den Kopf gesetzt hat.

Man muss auch sehr zäh sein, um so ein Vorhaben bis zum Ziel durchzuziehen! Aber all die Strapazen, Erlebnisse und auch Hoppalas, die ich in Kauf genommen habe, haben sich gelohnt. Ich habe wunderschöne Landschaften gesehen, die ich so nah weder mit dem Auto noch mit einer Reisegruppe je erlebt oder gesehen hätte. Manches hab ich noch nie vorher gesehen. Ich habe Tiere beobachtet. Ich habe kulturelle Sehenswürdigkeiten gesehen - von Loire-Schlössern bis hin zu Dolmen und Menhiren an der Route Bleue in der Küstenregion. Die Tour war eine Mischung aus Natur, schönen Ortschaften und Städten und historischen / kulturellen Sehenswürdigkeiten. Ich habe Eindrücke gewonnen, die ich nicht vergessen werde. Und ich habe viel erlebt. Auch ein kleiner Unfall war dabei, der längst vergessen ist. Ich habe Gleichgesinnte getroffen, mit denen ich unterhaltsame und lustige Stunden verbracht habe. Ich bin nicht die einzige, die sich so etwas in den Kopf setzt :-)

Natürlich war diese Tour auch eine sportliche Herausforderung für mich. Ich habe mir meine Erlebnisse und meine Eindrücke erradelt.

Alles in allem war nicht nur das Ziel Atlantik das Ziel, sondern der gesamte Weg bis dahin war das Ziel!

Ich wurde mehrmals gefragt, welche Tour nun schöner war - die Radtour ans Schwarze Meer oder die Radtour zum Atlantik. Ganz ehrlich, ich kann diese Frage gar nicht beantworten. Die beiden Touren waren von Grund auf verschieden. Die Tour ans Schwarze Meer war die abenteuerliche, die wilde Tour. Ich bin mit Einheimischen eher in Kontakt gekommen als bei der Tour an den Atlantik. Die Franzosen sind da zurückhaltender. Die Tour an den Atlantik war die gepflegtere, die in vielerlei Hinsicht einfachere Tour. Aber schön waren beide - jede auf ihre Art. Spannend waren beide. Und gesehen habe ich auch bei beiden Touren viel.

Beide Touren würde ich jederzeit wieder machen. Vielleicht sollte ich es der Neuseeländerin gleichmachen und den EuroVelo 6 im Ganzen fahren :-) Mir fehlt einerseits noch der Chilia-Arm (der linke Mündungsarm der Donau im Donaudelta) und andererseits das eine oder andere Schloss an der Loire.

It's a long long way ...

2 Kommentare:

  1. Liebe Gaby,
    my "crazy lady",

    du hast meinen allergrößten Respekt für diese Leistung. Und das Fahrrad hat auch gehalten. Super!
    Bei dieser langen Strecke nicht so selbstverständlich!

    Deine vielen besonderen Eindrücke sind ganz für dich alleine, die kann dir keiner mehr nehmen. Die hast du dir echt erarbeitet.

    Ich habe beide deiner Touren lesend mitverfolgt. Ich fand beide interessant und spannend!
    Aber ganz ehrlich: Den ganzen EuroVelo6 in einem Stück würde ich an deiner Stelle nicht machen. Es wäre ja eine Wiederholung. Es gibt noch so viele andere Tourmöglichkeiten, neue Strecken, neue Wege!

    Und jetzt wünsche ich dir noch viel Glück beim nachhause fahren per Zug.

    Liebe Grüße, S.

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    1. Danke :-)
      Mein Fahrrad musste einiges aushalten. Es ist schon recht robust gebaut.
      Ich finde es übrigens sehr schön, dass du eifrig mitgelesen hast und beide Touren mitverfolgt hast! Danke auch dafür!

      Du hast schon recht. Es gibt noch viele neue Strecken und Tourmöglichkeiten. Ideen hab ich auch bereits.

      Ich sitze gerade im Zug. Und dank WLAN kann ich ins Internet. Mittlerweile ist Ruhe eingekehrt, der Zug ist nicht mehr überfüllt. Und ich hab sogar einen Sitzplatz mit Tisch!!! Aber zu meiner Rückfahrt werde ich noch einen eigenen Eintrag machen.

      LG Gaby

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