Donnerstag, 6. September 2018

Tag 23: Orléans - Blois

Orléans bis Blois:

Ursprünglich wollte ich von Orléans bis Amboise fahren. Auf dieser Strecke sind allerdings mehrere Schlösser. Und wenn ich alle sehen hätte wollen, wäre ich auf eine Gesamtstrecke von 139 km gekommen. Das war mir eindeutig zu viel. Somit halbierte ich die Strecke. Und sehr gut war's!

Ich startete um 7 Uhr 51. Das Frühstück war wieder à la Ibis mit Baguette auf dem Tablette, paketiertem Käse. Kaffee grauenhaft, Orangensaft war gut, Wasser gab's aus dem Krug in Miniaturbechern. Immerhin gab es noch einen Obstsalat! Darüber hab ich dann doch gestaunt!

Dichte Bewölkung, die Temperatur lag bei 16 °C. Es wird wärmer. Beim Frühstück lief der Fernseher, und ich hörte im Wetterbericht, dass die Temperaturen in den nächsten Tagen wieder auf 30 Grad und drüber steigen sollen. Das mag ich eigentlich gar nicht! Ich halte mich einfach an MEINE Wetter APP. Die sagt, dass es morgen maximal 22 Grad haben wird. Und bis die Temperaturen bei 31 Grad angelangt sein werden, bin ich schon am Atlantik :-) Mein Quartier lag im Süden von Orléans. Radwegschilder mit "Loire à Velo" sah ich keine im Umkreis vom Hotel. Daher peilte ich mittels Navi den Fluss an, den ich auf dem Display sah. Doch als ich mich dem Fluss näherte, sah ich, dass das nicht die Loire war, sondern der Loiret. FALSCHE RICHTUNG! Also wieder zurück, nochmal am Hotel vorbei und die richtige Loire anpeilen! Ich hab's dann im zweiten Anlauf doch geschafft, wieder auf dem Radweg bzw. der Radroute "Loire à Velo" zu sein. Den Loiret überquerte ich dann in Saint-Hilaire-Saint-Mesemin und fuhr ihn bis zu seiner Mündung in die Loire kurz danach entlang.


Anschließend spielte ich wieder Pingpoing mit der Loire. Mal fuhr ich das rechte Ufer entlang, mal das linke. Teilweise fuhr ich auf Asphalt, ein paar Pistenabschnitte hatte ich auch heute wieder dabei. Als ich in Meung-sur-Loire die Seite wechselte, hatte ich wieder Blick auf ein Schloss :-). Das Chateau Meung-sur-Loire liegt in der Ortsmitte auf einem kleinen Hügel. Hier stand ursprünglich eine mittelalterliche Burg, die 1101 von Ludwig VI., dem Dicken, belagert wurde und über mehrere Generationen im Besitz der Familie Meung blieb. Vom 12. bis 18. Jahrhundert diente das Schloss als Residenz der Bischöfe von Orléans. Im 18. Jahrhundert wurde die Burg in ein Lustschloss umgebaut. Zur Zeit der französischen Revolution wurde es als nationales Eigentum verkauft und von einem privaten Eigentümer, Jacques-Jean Le Couteulx du Molay, erworben, dessen Familie es über drei Generationen bis 1859 behielt. Das Schloss wurde während der Revolution von einem der Gründer der Banque de France gekauft und ist seit einigen Jahren eine private Residenz.



Ich hab das Schloss nur von der Brücke aus gesehen und bin nicht näher hingefahren. Wenn ich das hellblaue Dach richtig interpretiere, wird das Schloss zur Zeit renoviert.

In Beagency bewunderte ich nicht nur die mittelalterliche gut erhaltene Brücke über die Loire, sondern die Kirche Notre-Dame mit angrenzender Abtei, die heute als Hotel genutzt wird.


Kirche Notre-Dame mit angrenzender Abtei


In Muides-sur-Loire hat man 3 Möglichkeiten: entweder die Loire am rechten Ufer weiterzufahren oder die Loire am linken Ufer weiterzufahren oder die Loire zu verlassen, um ....

Ich entschied mich für Variante 3 und überquerte die Loire, um sie anschließend zu verlassen. Beim Überqueren der Loire dachte ich schon, dass mir über kurz oder lang ein Regenguss blühen wird. Die Wolken wurden richtig grau bis schwarz. Ich finde ja, dass schwarze Wolken grüne Farben zum Leuchten bringen. Wenn die Sonne scheint, ist das Grün viel blasser. Oder kommt mir das nur so vor?



Grund für die Variante 3 war der Besuch des Chateau Chambord.

Chambord ist das größte und bekannteste Schloss des Loiretales. Es ist sehr groß, besitzt 440 Zimmer und fast 400 Kamine. Die Fassade ist 156 Meter breit ud reich verziert. Das Dach ist mit einer Vielzahl von Erkern, Türmchen und Schornsteinen geschmückt. 18.000 Handwerker sollen für König Franz I. an diesem Schloss gearbeitet haben. Der Bau wurde 1519 begonnen und war für Franz I. ein Prunk- und Jagdschloss für den Hofstaat, für Empfänge. Er wollte mit dem Schloss seine Macht und Stärke demonstrieren. Heute ist es im Besitz des französischen Staats und für Besucher zugänglich.








Ich kurvte durch den Park und rund um das Schloss und sah mir das Schloss von allen Seiten an. Leider ist ein Teil eingerüstet. Aber trotzdem - insgesamt ist das ein imposantes Schloss und war den Umweg, den ich dafür gemacht habe, wert!

Nach einem kleinen Salat mit Gebäck in einer Boulangérie entdeckte ich ganz zufällig im Vorbeifahren durch den Wald, in den mich der EuroVelo 6 schickte, ein weiteres Schlössl: Chateau de Grotteaux bei Huisseau-sur-Cosson. Ein Schloss, das 1620 gebaut wurde und heute als Hotel geführt wird. Kein Loire-Schloss, nichts Berühmtes. Aber darin zu übernachten, ist sicher cool!




Um 14 Uhr war ich bereits in Blois, meinem heutigen Etappenziel.





Ich bin richtig froh, dass ich die Etappe halbiert habe und auf diese Weise einige Schlösser ansehen konnte und so früh in Blois war. Das erste, was ich nämlich machte, als ich in Blois ankam, war eine 2 stündige Sightseeing-Runde durch Blois - samt voll beladenem Fahrrad!

Blois ist der Verwaltungssitz der Präfektur des Départements Loir-et-Cher in der Region Centre-Val de Loire. Die Stadt liegt an der Loire (eh klar) zwischen Orléans und Tours. Die Bevölkerung der Stadt beläuft sich auf 45.539 Einwohner (Stand 1. Jänner 2013).

Obwohl die Gegend bereits zur Zeit der Römer besiedelt war, wird Blois zum ersten Mal durch Gregor von Tours im 6. Jahrhundert als Blesae erwähnt. bedeutung erlangte die Siedlung jedoch erst unter den Krolingern im 9. Jahrhundert, als sie Residenz einer Grafschaft (Pagus Blesensis, seit dem 15. Jahrhundert Blasois) wurde. 1196 erhielt sie durch den Grafen Louis die Stadtprivilegien verliehen.

1429 errichtete Jeanne d'Arc in Blois die Basis ihrer Feldzüge des Entsatzheeres, um Orléans zu befreien. Nach seiner Gefangenschaft in England nahm Karl von Orléans 1440 Residenz im Chateau, wo 1462 sein Sohn, der spätere König Ludwig XII., geboren wurde. Bis 1589 war Blois ständige Residenz der französischen Könige.

Das Chateau Blois wurde im 10. Jahrhundert von den Grafen von Blois als wehrhafter Turm auf einem felsplateau erbaut und bis ins 13. Jahrhundert allmählich zu einer Burganlage erweitert. Die Könige Ludwig XII. und Franz I. nutzten die Gebäude als ihre Hauptresidenz und ließen zahlreiche Umbauten und Erweiterungen vornehmen. Während der französischen Revolution wurden die Gebäude geplündert und beschädigt, ab 1845 wurden umfassende Restaurierungsarbeiten vorgenommen. Das Schloss Blois war damit das erste Loire-Schloss, das nach der Revolution wiederhergestellt wurde und als Vorbild für die Restaurierung fast aller heute bekannten Schlösser des Loiretals diente. Seitdem wird es als Museum genutzt.

Einige Impressionen von Blois:



Chateau Blois

Chateau Blois

Chateau Blois

Chateau Blois

Chateau Blois

Kirche Saint-Vincent-de-Paul

Kirche Saint-Vincent-de-Paul

Ich fuhr heute genauso wie gestern - bis auf den Umweg über Chambord - im Wesentlichen die Loire entlang, mal rechts und mal links entlang. Ich bekam sie auch recht oft zu sehen. Sie wird immer breiter :-) Ich bin mitten drin im Loiretal und sehe ein Schloss nach dem anderen. Die einen sind berühmt, die anderen weniger. Manche sieht man sogar nur durch Zufall.

Nach meiner Sightseeing-Runde durch Blois suchte ich um 16 Uhr mein Quartier auf. Ich bin diesmal in einem Restaurant, das gleichzeitig ein Hotel ist, direkt an der Loire auf der anderen Seite der Brücke. Mein Zimmer ist im 3. Stock, Dachgeschoß - *schlepp-schnauf*. Knarrende Holztreppe, Eisennieten in den Böden der Stockwerke, eiserne Fensterklappen im Stiegenhaus, Eisentür zum Zimmer mit Riegel zum Zuschieben, Dachschräge, vergittertes Fenster, am Lack der Fensterläden muss schon jemand geknabbert haben, Raum ist winzig. Öhm ... Bin ich hier in einem Verlies oder in der Besenkammer?

Nach dem Abendessen in meinem Hotel-Restaurant ging ich noch einmal rüber in die Innenstadt von Blois. Blois ist eine richtig schöne Stadt!

Blick auf die Kathedrale Saint-Louis

Blick auf das Chateau Blois (und Umkreis)



Meine heutige Etappe war wieder flach und außerdem relativ kurz. Ich hatte heute einen fast durchgehend bewölkten Tag. Von Regen blieb ich verschont, obwohl der Wetterbericht Regen für heute vorausgesagt hatte. Glück gehabt! Ab und zu versuchte die Sonne ein wenig durchzukommen, viele Sonnenstrahlen schaffte sie aber nicht! Dadurch blieb es den ganzen Tag recht kühl.


Mittagessen: Salat mit Gebäck in einer Boulangérie - die Verkäuferin hatte es eilig, daher musste ich SCHNELL essen.
Übernachtung: Hotel-Restaurant Le Pavillon - verliesartige Kammer im Dachgeschoß eines Restaurants; zentrumsnah; Föhn funktioniert nicht, eh klar; die bisher günstigste Übernachtung (39 Euro). WLAN funktioniert super. Zum Frühstück bekam ich wieder einmal ein Tablett-Frühstück mit Baguette, paketiertem Käse und paketierter Marmelade. Kaffee grauenhaft, Orangensaft war gut, Wasser gab's aus dem Krug in Miniaturgläsern. Sonst nix.
Abendessen: im Restaurant meines Hotel-Restaurants - recht gutes Essen, aber winzige Portion (ich hatte noch 2 Bananen im Gepäck, somit bin ich doch satt geworden), preislich günstig, sehr netter Kellner, der auch gleichzeitig für das Hotelzimmer zuständig ist.

Gesamtstrecke 77,34 km
Zeit in Bewegung 4 h 24'
Gesamtzeit 7 h 11'
Temperatur den ganzen Tag um die 17 bis 24 °C (in der Früh 16 °C)
Leichter Wind aus Norden! Bewölkt, kaum Sonne.

Summe aller Steigungen: 192 m
Höhe Orléans: 115 m ü NHN
Höhe Blois: 74 ü NHN

4 Kommentare:

  1. Wie sieht es eigentlich aus mit Schlossgespenstern? Hast Du solche auch schon gesehen?

    LG
    Claudia

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  2. Sehr schöne Gegend mal wieder. Das Schloss ist schon sehr beeindruckend. Aber ein bisschen musste ich schon schmunzeln, wie du von dem Herren der es sich erbauen lies erzählt hast. Heutzutage versuchet Mann es mit Autos, damals also mit Schlössern ;P
    Und so wie du deine Unterkunft beschriebst - verliesartig - hättest du das schon noch ein bisschen mehr würdigen können. Da kannst du dich richtig in der Zeit zurückversetzt fühlen, ein bisschen die Fantasie spielen lassen als wärst du in einem früheren Jahrhundert ;) Sowas würde mir schon taugen!
    Ich stimme dir übrigens zu - ich finde auh dass das Grün der Bäume bei düsterem Wetter besonders schön strahlt.
    Bussi, Alena

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    1. Stimmt genau - früher hat Mann eine Frau mit einem Schloss beeindruckt, heute versucht Mann es mit Autos :-)

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