Freitag, 7. September 2018

Tag 24: Blois bis Amboise

Blois bis Amboise:

Letzte Nacht wachte ich mehrmals durch Geräusche auf. Beim ersten Mal sprang ich auf und suchte mein Verlies mit der Taschenlampe ab. Mein erster Gedanke war: eine Ratte! Ich fand aber nix. Vielleicht war es ja doch das Schlossgespenst, das im Mittelalter im Verlies eingesperrt war? Wer weiß ...

Ich startete diesmal recht spät - erst um 8 Uhr 13. Der Grund lag darin, dass ich erst um 7 Uhr 45 frühstücken konnte. Irgendwann (in meinem nächsten Leben?) werde ich mich an die UN-Kultur des Frühstückens in Frankreich gewöhnen. Ich bekam wieder einmal ein Tablett-Frühstück mit Baguette, paketiertem Käse und paketierter Marmelade. Kaffee grauenhaft, Orangensaft war gut, Wasser gab's aus dem Krug in Miniaturgläsern. Sonst nix.

Dichte Bewölkung wie am Vortag, die Temperatur lag bei 10 °C. Mein Hotel lag direkt an der Loire und am Radweg "Loire à Velo", ich brauchte nur losfahren. Ich musste keine Kreise ziehen :-) Heute musste ich mehrere Umfahrungen machen. Die erste gleich bei Chailles, wo ich im Vorbeifahren ein kleines Schloss entdeckte: das Chateau de la Pigeonnière, das auf der Liste der historischen Denkmäler steht. Es wirkt ein bissl verfallen, aber zum Einstieg recht nett:


In Chaumont-sur-Loire war gleich das nächste Schloss, das - wie viele Schlösser - erhöht gebaut wurde und über dem Dorf "thront". Hier gab es bereits im Mittelalter eine Burg, die im 10. Jahrhundert erbaut wurde. Durch Heirat kam die Burg in den Besitz der Familiie von Amboise. Die Burg wechselte mehrmals die Besitzer, wurde auch niedergerissen und wieder aufgebaut, umgebaut und erweitert. Seit 1938 ist das Chateau Chaumont-sur-Loire im Besitz des französischen Staates.



Nach Chaumont-sur-Loire begannen die Weinbergumfahrungen mit knackigen Steigungen (bis zu 12 %!). Ich glaub ja, dass mir irgend jemand die Weinberge absichtlich vor mein Radl gelegt hat, damit ich nicht übermütig werde. Kann das sein? Weinberge sind ja recht nett, aber können die nicht flach sein? "Route des Vignobles Touraine Val de Loire" (historische Route der Weinberge Touraine Loiretal). Jetzt weiß ich's genau.





Ich kostete keinen Wein und kaufte auch keinen :-)

Nach den Weinbergen folgte der Anstieg in Amboise.

Amboise - mein heutiges Etappenziel - erreichte ich bereits um 11 Uhr. Somit hatte ich genügend Zeit, um noch den Steilanstieg zum Gelände oberhalb des Chateau d'Amboise in Angriff zu nehmen. Leider kein Zutritt, das ist privates Arreal. Ich musste also doch wieder runter, um mir das Chateau von vorne anzuschauen und dabei auch ein paar Eindrücke von der Innenstadt von Amboise zu gewinnen.

Amboise ist eine Stadt an der Loire und hat heute eine Einwohnerzahl von 13.246 (Stand 1. Januar 2013). Sie war ursprünglich eine Festung der Gallier, die von den Römern übernommen wurde. Die Herrschaft über Amboise wurde im Mittelalter von verschiedenen Grafen ausgeübt, 1434 wurde die Herrschaft Amboise mit der Krone vereinigt. König Karl VIII. machte aus Amboise seine Hauptresidenz.

Beherrscht wird das Stadtbild von Amboise durch das Chateau d'Amboise. Erst war die Anlage eine gallische Festung, dann ein römisches Kastell. Im 10. Jahrhundert wurde die Festung ausgebaut und verstärkt. Im 15. Jahrhundert vergrößerte König Karl VIII. die Festung und ließ sie zu einem feudalen Schloss ausbauen, das er zu seiner Hauptresidenz machte. Nachfolgende Monarchen bauten das Schloss weiter aus. Seit dem 4. Jänner 1974 gehört das Chateau d'Amboise der Stiftung "Fondation Saint-Louis", der Nachfolgeorganisation der "Société civile du Domaine de Dreux". Sie ist heute mit der Schlossverwaltung betraut und zuständig für die Fortführung der in der Nachkriegszeit begonnenen Restaurierungen.

Einige Impressionen von Amboise:

Chateau d'Amboise

Chateau d'Amboise

Chateau d'Amboise

Église Saint-Florentin

Chateau d'Amboise


Dieses war der erste Streich, und der zweite folgte sogleich.

Nach meiner Runde durch Amboise fuhr ich in Richtung Süden - nach Chenonceaux, 13 km von Amboise entfernt. Diesmal musste ich zum ersten Mal Eintritt für ein Schloss zahlen! Und ich musste mein Fahrrad vor dem Eingang zur Schlossanlage stehen lassen. Aber das war es wert!

Das Chateau Chenonceau ist ein Wasserschloss im Ort Chenonceaux. Das Hauptgebäude steht von Wasser umgeben am nördlichen Ufer des Cher, während die später errichtete Galerie den Fluss überbrückt. Chenonceau gehört genauso wie das Chateau d'Amboise zu den Loire-Schlössern.

Die Wurzeln des Schlosses liegen in einem befestigten Anwesen mit dazugehöriger Wassermühle, das über die Familie Bohier in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts in den Besitz der französischen Krone kam. Diane de Poitiers prägte das Aussehen des Schlosses durch Erweiterungen, aber auch ihre Nachfolgerin Katharina von Medici trug zu Erweiterungen des Schlosses bei und prägte es mit. Seit Ende des 17. Jahrhunderts war das Schloss verlassen und nicht mehr bewohnt. 1733 kaufte der reiche Steuerpächter Claude Dupin das Schloss. Danach wechselte es noch weiter ihre Besitzer, seit 1951 steht es im Besitz der Familie des Schokoladenfabrikanten Henri Menier.

Beeindruckend und auch originell fand ich, dass das Schloss mitten in einem Fluss steht und zusammen mit der angebauten Galerie eine Brücke über den Cher bildet. Schön fand ich auch die Gärten der Schlossanlage.








Dieses Schloss ist übrigens der Hintergrund meines Blogs!

Und um das Hintergrundbild genauso fotografieren zu können, hätte ich auf dem Wasser stehen müssen :-)

Auf dem Rückweg nach Amboise machte ich noch einen Besuch beim "Parc Mini-Châteaux". Der Miniaturpark Loire-Schlösser ist ein Miniaturpark, der die 41 bekanntesten Schlösser der Loire zeigt.






Eine nette Idee, und vor allem ganz toll gemacht!

Um 17 Uhr war ich schließlich vor meinem Hotel. Diesmal ist es wieder ein Ibis Budget.

Eine absolut richtige Entscheidung, dass ich meine ursprüngliche Etappe halbiert habe. So hatte ich zwei Tage Zeit genug für Kultur und Geschichte und konnte mir wirklich sehenswerte Schlösser anschauen. Ich bin nicht nur durchgeradelt, um Kilometer zu machen.

Heute hatte ich im Vergleich zu den letzten Tagen mehr Umfahrungen und blieb nicht nur an der Loire. Und ein Ausflug war auch dabei. Komplett flach war meine heutige Etappe auch nicht. Durch die Weinberge und auch durch die Schlösser hatte ich einige knackige Anstiege. Der heutige Tag war so wie der gestrige durch viele Schlösser geprägt. Insgesamt war es wieder eine relativ kurze Etappe. Ich hatte heute einen fast durchgehend bewölkten Tag. Von Regen blieb ich verschont! Ab und zu versuchte die Sonne ein wenig durchzukommen, vor allem am Nachmittag wurde es ein bissl sonniger! Durch die Bewölkung blieb es den ganzen Tag recht kühl.

Meine nächste Etappe hätte eigentlich Saumur sein sollen. Bei der Hotelsuche hab ich allerdings nur Unterkünfte für 180 Euro aufwärts gefunden. Das ist mir definitiv zu viel. Daher hab ich weitergesucht und ein Quartier in Avoine gefunden. Das ist allerdings 30 km VOR Saumur. Somit muss ich wieder Etappen ummodeln, sonst muss ich übermorgen 150 km fahren. Und das mach ich sicher nicht.


Mittagessen: Imbiss beim Schloss Chenonceau.
Übernachtung: Hotel Ibis Budget Amboise - Zimmer ist klein, funktionell und in Ordnung. Preis günstig. WLAN stürzt auch in diesem Ibis Budget immer wieder ab. Tablett-Frühstück à la Ibis mit Baguette, paketiertem Käse und paketierter Marmelade. Kaffee hat wieder grauenhaft geschmeckt, Orangensaft kam nur tröpfelnd aus dem Saftautomaten, Wasser gab's aus dem Krug in Miniplastikbechern. Die Becher beim Frühstücksbuffet sind die gleichen wie die Zahnputzbecher im Zimmer.
Abendessen: im Restaurant des Nachbarhotels - recht gutes Essen, preislich in Ordnung.

Gesamtstrecke 66,76 km
Zeit in Bewegung 4 h 25'
Gesamtzeit 8 h 43' (natürlich inkl. Sightseeing !)
Temperatur den ganzen Tag um die 17 bis 23 °C (in der Früh 10 °C)
KEIN Wind! Bewölkt, am Nachmittag ein bisschen Sonne.

Summe aller Steigungen: 411 m
Höhe Blois: 74 m ü NHN
Höhe Amboise: 115 m ü NHN




















Aktualisierung des Stands der Dinge:

Gesamtstrecke seit Wien: 2.208,70 km. Somit hab ich schon deutlich mehr als die Hälfte :-)

Auf der Karte bin ich zur Zeit genau da, wo der grüne Pfeil ist:

2 Kommentare:

  1. Wow, du bist ja schon fast im Endspurt! Bin gespannt wieviele Tage es noch sind. Ich finde es super, dass du dir diese Sightseeing Möglichkeiten nicht entgehen lässt! Das wäre ja reinste Verschwendung diese Orte nicht voll auszukosten. Defintiv mehr zu sehen als bei deiner andren großen Tour ;)
    Bussi, Alena

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    1. Ja, das Sightseeing hat sich auf jeden Fall gelohnt :-) Wäre schade, wenn ich mir die Zeit nicht genommen hätte!

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