Sonntag, 26. August 2018

Tag 12: Tuttlingen bis Neuhausen am Rheinfall

Tuttlingen bis Neuhausen am Rheinfall:

Eine Etappe der Superlative, aber TOLL!

Ich startete um 7 Uhr 38. Leichter Nebel, 6 Grad.



Also Softshelljacke, Wetterjacke, Rundschal, geschlossene Handschuhe, und los ging's. So etwas kannte ich bisher noch gar nicht. Einmal um den Häuserblock und schon ging's bergauf und bergauf und noch mehr bergauf in den Wald. Im Wald erreichte ich dann einen Steigungsgrad von 13 bis 14 % und bald blieb die Anzeige bei 15 % hängen. Als ich dann 16 % auf meinem Display sah und die Steigung kein Ende nahm, stieg ich ab. Ich bin ohne Gepäck schon bis zu 17 % Steigungsgrad gefahren, aber mit knapp 50 Kilo hab ich es nicht geschafft. Also machte ich zuerst eine Verschnaufpause. Da ich bei 16 % nicht wieder aufsteigen konnte, musste ich den Rest schieben. Das ist auch noch anstrengend genug. Es fehlten noch ca. 200m. Dann war der erste Anstieg vorbei. UFFFFFFF... Insgesamt waren es 3 km, die es in sich hatten! Es sollte nicht der einzige Steilanstieg des Tages bleiben. Ich hatte später noch einige kurze knackige Steigungen.



Dieser erste Anstieg nannte sich die Witthohsteige, die auf den Witthoh führt. Der Witthoh ist ein Höhenzug mit einer Höhe von 862 m ü. NHN. Der Höhenzug ist Teil der Europäischen Hauptwasserscheide zwischen Nordsee und Schwarzem Meer. Auf der Südseite niedergehende Niederschläge fließen über den Bodensee und über den Rhein in die Nordsee, während nördlich gelegene Gebiete über die Donau ins Schwarze Meer entwässern. Für den EuroVelo 6 hat der Witthoh noch zusätzlich die Bedeutung, dass er der höchste Punkt der Radroute EuroVelo 6 ist.


Die Anstrengung hat sich absolut gelohnt! Die Landschaft in dieser Höhe war wunderschön!




UND - von nun an ging's bergab. Aber wie!

Bei Radolfzell erreichte ich schließlich den Bodensee - oder genauer gesagt den Untersee, einen Teil des Bodensees.




Ich fuhr den ganzen Untersee entlang, machte eine Mittagspause in Gaienhofen mit Blick auf den See und fuhr den See entlang bis Stein am Rhein am Westende des Untersees. Stein am Rhein ist auch wieder eine Stadt, die mir sehr gut gefallen hat. Ich schob mein Rad durch die Innenstadt und bewunderte die Häuser und die Fassaden der Häuser.









In Stein am Rhein bei der Rheinbrücke, fließt der Rhein als Hochrhein aus dem See heraus. Ich fand es immer schon interessant und auch verblüffend, dass man nachweisen kann, dass der Rhein im Osten in den Bodensee hineinfließt und in Stein am Rhein bei der Rheinbrücke wieder aus dem Bodensee herausfließt. Aber Geologen konnten das nachweisen.



Ab hier fuhr ich den Rhein entlang.

Der Rhein ist ein Strom in West- und Mitteleuropa. Sein Quellgebiet liegt überwiegend im Schweizer Kanton Graubünden, seine Mündungsarme erreichen in den Niederlanden die Nordsee. Das Einzugsgebiet hat Anteil an 9 Staaten, sein größter Flächenanteil liegt in Deutschland (695,5 km), gefolgt von den Anteilen der Schweiz (376 km), Frankreichs, Österreichs und der Niederlande (161,2 km). Der Rhein ist der wasserreichste Nordseezufluss und eine der verkehrsreichsten Wasserstraßen der Welt.

Der Strom steht mit seinen 1.232,7 km jedoch in der Längenrangfolge der europäischen Flüsse erst an 7. Stelle, sofern man den Vergleich auf selbst ins Meer mündende Flüsse beschränkt, und wird unter Berücksichtigung von 3 längeren Nebenflüssen der Wolga sogar auf die 10. Stelle verdrängt. Unter den Flüssen, die den deutschen Sprachraum berühren, liegt er jedoch hinter der insgesamt doppelt so langen Donau und vor der Elbe auf dem 2. Platz. Der Lauf des Rheins wird nacheinander meist in die Hauptabschnitte Vorderrhein, Hinterrhein, Alpenrhein, Hochrhein (mit Bodensee inkl. Seerhein), Oberrhein, Mittelrhein und Niederrhein eingeteilt. Vom letzten gliedert man manchmal noch einen untersten Abschnitt Deltarhein aus.

Teils fuhr ich durch kleine Ortschaften, teils durch Waldwege mit ordentlichen Bergaufs und Bergabs. Mehrmals passierte ich die Grenze - entweder ich reiste in die Schweiz ein, oder ich reiste wieder nach Deutschland. Ich betrieb sozusagen Grenz-Hopping. Teilweise bildet auch der Rhein selbst die Grenze zwischen Deutschland und der Schweiz.

Mein erster Grenzübertritt kurz vor Stein am Rhein:



Ab Stein am Rhein folgten mehrere Grenzübertritte hintereinander:


Dissenhofen (CH) am anderen Rheinufer

Büsingen an der Grenze zwischen D und CH

Büsingen an der Grenze zwischen D und CH

Und kurz nach der Grenze am Ortsende von Büsingen erreichte ich Schaffhausen.



Neuhausen am Rheinfall - mein Etappenziel - schließt gleich nahtlos an Schaffhausen an.


Hier suchte ich gleich den Rheinfall. Ich wollte den Rheinfall unbedingt noch vor dem Aufsuchen meines Hotels sehen. Vor 3 Jahren war ich hier schon einmal, als ich den Bodensee umrundet habe. Damals hat es allerdings in Strömen geregnet, so dass ich ziemlich enttäuscht war. Aber heute hatte ich Glück mit dem Wetter.

Der Rheinfall (oder auf schweizerdeutsch Rhyfall), früher auch "Großer Laufen" genannt, gehört zu den drei größten Wasserfällen in Europa. Er befindet sich in der Schweiz auf dem Gebiet der Gemeinden Neuhausen am Rheinfall im Kanton Schaffhausen (rechtes Ufer) und Laufen-Uhwiesen im Kanton Zürich (linkes Ufer). Auf dem Weg vom Bodensee nach Basel stellen sich dem Hochrhein mehrfach widerstandsfähige Gesteine in den Weg, die das Flussbett verengen und die der Fluss in Stromschnellen und einem Wasserfall - dem Rheinfall - überwindet. Der Rheinfall hat eine Höhe von 23 Metern und eine Breite von 150 Metern. Bei mittlerer Wasserführung des Rheins stürzen im Rheinfall 373 Kubikmeter Wasser pro Sekunde über die Felsen.





Zum Abschluss gab es noch einen 14 %igen Anstieg vom Rheinfall zurück in die Stadt :-) Um 17 Uhr war ich schließlich beim Hotel.


Mittagessen: in Gaienhofen am Bodensee mit idyllischem Blick auf den See - tolle Lage, gutes Essen, aber SEHR teuer.
Abendessen: Pizzeria in der Nähe des Hotels - in Ordnung und leistbar.
Übernachtung: Hotel Rheinfall - mitten in der Stadt, preislich für schweizerische Verältnisse leistbar. Das Hotel und auch das Zimmer wirkt irgendwie heruntergekommen. Großes Zimmer, russische Stromanschlüsse mit Loch in der Wand, Vorhang hängt teilweise herunter, Duschhalterung desolat, aber SUPER funktionierendes WLAN! Frühstück nicht berühmt.

Gesamtstrecke 89,45 km
Zeit in Bewegung 5 h 49'
Gesamtzeit 9 h 25'
Temperatur tagsüber zwischen 16 und 19 °C (in der Früh 6 °C, am Witthoh 4 °C) - für mich die idealen Bedingungen!
KEIN Wind! Ein paar kleine Wolken, sonnig.

Summe aller Steigungen: 800 m
Höhe Tuttlingen: 645 m ü NHN
Höhe Neuhausen am Rheinfall: 414 m ü NHN

5 Kommentare:

  1. Unglaublich beeindruckende Bilder! Selbst die Nebel Fotos finde ich sehr düster stimmungsvoll. So eine vielfältige Etappe. Die ganzen Steigungen klingen aber echt heftig, besonders wenn kein Ende in Sicht ist! Dafür wirst du aber weiterhin ordentlich Muskelkraft dazugewinnen ;)
    Dass du eher teuer mittaggegessen hast wundert mich nicht - es sieht nach einer eher gehobeneren Gegend aus.
    Ich wünsche mir, dass du auch einmal ein Foto reinstellst von der gesamten Strecke die du bisher gefahren bist auf der Karte - falls das möglich ist. Würde mich interessieren. Und: Bei wieviel Prozent der gesamten Gesamtstrecke Wien-Atlantik bist du denn derzeit circa??
    Bussi, Alena

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    1. Meine Muskeln werden gefordert, da hast du recht :-) Ein Foto von der gesamten Strecke des EuroVelo 6 hab ich in der Einleitung. Ich schau, ob ich das abändern kann, damit man sieht, wieviel ich bisher gefahren bin. Ich musste jetzt in etwa die Hälfte der Gesamtstrecke haben.

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  2. Wunderschöne Strecke und sehr schöne Fotos. Stein/Rhein und den Rheinfall möchte ich mir auch irgendwann mal anschauen. Das Hotel Rheinfall, eher ein Reinfall, werde ich aber meiden .-)

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    1. Beides ist absolut sehenswert!
      Ja, das Hotel war ein Reinfall :-) Wobei ich sagen muss, in Neuhausen am Rheinfall kannst nur entweder richtig teuer übernachten oder einen Reinfall in Kauf nehmen.

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